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General Winkelman protestiert gegen Seys-Inquart

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Einer der ersten öffentlichen Proteste gegen die Besatzer kam vom Befehlshaber der niederländischen Streitkräfte am 27. Juni 1940, etwas über einen Monat nach Beginn der Besatzung und unmittelbar vor den vielen spontanen Protesten am Geburtstag des Prinzen Bernhard („Nelkentag“, 29. Juni 1940). Er schrieb als Reaktion auf die Behauptung, dass die niederländische Regierung sebst Schuld an der Bombardierung von Rotterdam hatte.
Seine Aussage an sich war nicht sehr radikal, aber er brachte etwas in Bewegung: die illegale und großflächige Verbreitung, mit den einfachsten Mitteln, von unerlaubten Mitteilungen. Diese original Kopie befand sich in den Archiven von Pierre Schunck und ist ein historisches Dokument. Viele wurden durch diese Art von Publikationen angespornt, etwas zu tun.
Hier folgt der vollständige Text:

Oberbefehlshaber der Land- und Seestreitkräfte

                                       .H.K. 27. Juni 1940
Betrifft: Die Rede des Reichskommissars Dr. Seys Inquart.

Anlässlich seines Besuchs in Rotterdam hat der Reichskommissar Dr. Seys Inquart eine Rede gehalten, in der er laut den in der Presse veröffentlichten Berichte unter anderem mitgeteilt hat, dass die Zerstörung eines Teils von Rotterdam unsere eigene Schuld wäre. Der Reichskommissar fügte hinzu, dass dieser Abschnitt nicht als Kritik an den niederländischen Kommandanten gemeint war, weil wegen des Fehlens der Führung (sprich: Regierung), die Beschlussfähigkeit der Kommandeure gehemmt gewesen wäre. Diese Darstellung widerspricht den Fakten, wie sie in der Realität stattgefunden haben. Daher habe ich mich gezwungen gesehen, bei Dr. Seys Inquart einen Protest gegen seine Rede einzureichen. Darin habe ich dieser Autorität mitgeteilt, dass die Tatsache, dass die Regierung sich (zu Recht) in Sicherheit gebracht hat, keinen nachteiligen Einfluss auf die Kommandanten gehabt hat und dass sich mir keinerlei verminderte Beschlussfähigkeit der Kommandanten von Rotterdam gezeigt hat. Ferner habe ich gesagt, dass es nicht unsere Schuld gewesen ist, dass Rotterdam bombardiert wurde.

Da Sie sicher interessieren wird, wie sich die Ereignisse in Wahrheit zugetragen haben, gebe ich Ihnen hierunter die Einzelheiten, mit denen ich meinen Protest belegt habe.

Am 14. Mai um 10:30 Uhr erhielt der Kommandant von Rotterdam, Oberst Scharroo, ein Schriftstück, mit als Inhalt ein Ultimatum das forderte, die Verteidigung sofort einzustellen, da sonst die schärfsten Maßnahmen gegen die Stadt getroffen würden. Die Dauer des Ultimatums betrug zwei Stunden. Die Antwort musste nicht später als 0:30 eintreffen. Da der Brief nicht unterzeichnet war und daher die Möglichkeit der Mystifizierung nicht ausgeschlossen war, habe ich umgehend schriftlich wissen lassen, dass ein solcher Vorschlag nur in Betracht gezogen werden könnte, wenn er richtig authentifiziert und von einem autorisierten Kommandanten unterzeichnet worden wäre.

Diese Antwort war um 12:15, also 15 Minuten vor dem Ablauf der Frist an der vorgesehenen Stelle, auf Noordereilend in der Nähe von Koningsburg, angekommen. Der niederländische Hauptmann Bakker hat da jedoch mit einem deutschen Oberstleutnant von Choltits bis 12:35 Uhr auf die Ankunft von deutschen Generälen warten müssen.

Um 13:20 ist dem Hauptmann Bakker ein neues, diesmal ordnungsgemäß unterzeichnetes Ultimatum mit einer Gültigkeitsdauer von drei Stunden ausgehändigt worden. Damit ist besagter Hauptmann, begleitet von zwei deutschen Offizieren, zum niederländischen Kommandanten zurückgekehrt. Inzwischen war um 13:22 Uhr bei der Annäherung eines deutschen Flugzeuggeschwaders auf Befehl des deutschen Generalleutnants Schmidt eine rote Signalpatrone abgefeuert (nach deutscher Aussage als Zeichen, dass die Bombardierung nicht durchgeführt werden sollte) und um 13:25 Uhr wurde dies beim südlichen Brückenkopf der Willemsbrücke im Auftrag von einem der Deutschen, die Hauptmann Bakker begleiteten, wiederholt.
Nichtsdestotrotz hat die Bombardierung um 13:30 Uhr angefangen.

Aus dem vorhergesagten geht hervor, dass – falls die Deutschen beabsichtigt haben, das Bombardement nicht stattfinden zu lassen – die ihrerseits dazu getroffene Regelung versagt hat und dass die in Rotterdam verursachten Schäden unter keinen Umständen der geringeren Entschlusskraft der niederländischen Seite zuzuschreiben sind.

Da es mir nicht möglich ist, diese Widerlegung in der Presse zu veröffentlichen, war ich der Ansicht, auf diese Weise die niederländischen Streitkräfte von diesem zu Unrecht an ihnen haftenden Makel befreien zu müssen, sie seien die Ursache für Rotterdams Schicksal gewesen.

Der General
Oberbefehlshaber der Land- und Seestreitkräfte
Unterschrift H.G. Winkelman.

An die Bürgermeister und Mitglieder des Stadtrates von Rotterdam.

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Mehr über Winkelmans Erklärung und Nelkentag in: The Dutch Under German Occupation, 1940-1945 by Werner Warmbrunn.

Album : Widerstand

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