Alle Gefallenen des Limburger Widerstandes

Pierre “Père Tim” Timmermans
(Peter Anthonius Franciscus)

Pierre Timmermans war die zentrale Figur auf der Fluchtlinie über Nancy. Er war Mitglied der Kongregation des Heiligen Geistes (der Spiritaner), einer Organisation französischen Ursprungs. [1]
Im Alter von 24 Jahren wurde er in Rom zum Priester geweiht. Bis 1927 unterrichtete er am dortigen französischen Priesterseminar. Darüber hinaus studierte er Theologie, Kirchenrecht und Musik. Wegen seines beharrlichen Kampfes gegen den wachsenden Einfluss der rechtsradikalen Action française wurde er in Rom zur persona non grata erklärt. Über Monaco und Sierre in der Schweiz gelangte er 1935 nach Nancy. Dort lehrte er Kirchenrecht am Priesterseminar und genoss großes Ansehen. [2]
Die Action française war eine rechtsradikale antisemitische Organisation, die 1926 von Papst Pius XI. verurteilt worden war. Doch gegen Ende seines Pontifikats wendete sich das Blatt und 1939 wurde diese Verurteilung durch den neuen Papst Pius XII. aufgehoben. [3.1]
Das Priesterseminar Notre-Dame de l’Asnée erhielt am 25. Mai 1936 ein großes Gebäude in der Gemeinde Villers-lès-Nancy, einem südwestlichen Vorort von Nancy in Lothringen. [4]
Inzwischen war Pierre Timmermans auch Vikar in der Pfarrgemeinde Saint-Joseph in Nancy geworden. Dort leitete er den Kirchenchor und den Chor des Priesterseminars von Villers-les-Nancy und komponierte auch für sie. Als Musiker mit Leib und Seele komponierte Abbé Timmermans eine Reihe von mehrstimmigen Cantica und Motetten, die meisten davon unveröffentlicht und für den Chor des Priesterseminars von Villers-les-Nancy bestimmt.
Siehe auch die Ankündigung rechts: Stadt Nancy, Saal Poirel. Konservatoriumskonzerte Saison 1942-1943, Sonntag, 8. November 1942, um 17 Uhr 15 genau, 2. Abonnementkonzert mit der Unterstützung von Frau MERCIER, Harfenlehrerin am Konservatorium, Frl. Andrée DE PARDIEU, Sängerin, des Chores Saint-Joseph und seines Leiters, Herrn Abbé Pierre Timmermans (Sammlung O. Geoffroy). [5]
Nach dem Krieg setzte er diese Aktivitäten fort. [5]

Seine Kollegen in Limburg hatten ihn nicht aus den Augen verloren, und bald nach dem deutschen Einmarsch erkundigten sie sich bei ihm nach der Möglichkeit, Flüchtlingen aus den Niederlanden in die Schweiz zu helfen. Das konnte er, und Anfang 1941 kam die Verbindung über Nancy zustande. Pfarrer Vullinghs, die Vikare Akkermans aus Tegelen, Slots aus Grubbenvorst (später Weert), Goossens aus Echt, Naus und Van Enckevort aus Venlo, die Priester-Lehrer E.V.H. Steegmans aus Sittard und Brummans aus Weert, aber auch Laien wie L.F.J. Frantzen aus Horn, J.M. Peters aus Roosteren, H.J. Colleije aus Haelen und viele andere wussten von dieser Linie. Sie alle nahmen die Dienste dieser äußerst wertvollen Kraft dankbar in Anspruch. Mehrere hundert Flüchtlinge reisten zwischen 1941 und November 1943 via Maaseik oder Maastricht und dann über Virton und Longwy nach Nancy, wo Timmermans (père Tim) sie aufnahm und ihnen Unterkunft, Lebensmittelmarken und falsche Papiere verschaffte. Sie reisten dann in Begleitung von Passeuren nach Belfort, um nach Überquerung des Grenzflusses Doubs die Schweiz zu erreichen. [2][6]
Die entkommenen französischen Kriegsgefangenen konnten in der Regel mit etwas Unterstützung allein weiterreisen. Die Juden wurden in die Schweiz gebracht. Die alliierten Flieger zogen es vor, in die britische Kronkolonie Gibraltar zu gehen. Denn wenn sie einmal in der neutralen Schweiz wären, könnten sie wegen der Schweizer Neutralität nicht mehr von dort weg.
Außerdem kam Timmermans durch Kontakte über Brüssel-Paris-Schweiz und die Hilfe für Juden in Kontakt mit Paul Ph. Veerman, einer wichtigen Figur für den Dokumentenschmuggel. Letzterer arbeitete für die Flüchtlingslinie Dutch-Paris von J.H. Weidner (die von Juden, Piloten und Englandfahrern genutzt wurde) und er war Kurier auf dem sogenannten Schweizer Weg A.[2][3.2]
Da die oben genannten Lieferanten von Flüchtlingen geflohenen Kriegsgefangenen, Piloten und Juden auf ihrem Weg nach Nancy halfen, wird auch père Tim hier zu den Helfern dieser Gruppen gezählt.
Obwohl er wusste, dass er von der Gestapo beschattet wurde, setzte Timmermans seine illegale Arbeit fort. Anfang November 1943 wurde ihm dies zum Verhängnis. Er wurde verhaftet, als er zwei deutschen Deserteuren helfen wollte. Diese waren von der Gestapo gezwungen worden, ihn in die Falle zu locken. Er wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, die er in dem berüchtigten Rottenburger Strafgefängnis verbüßen musste. Er überlebte die Folter, den Hunger und die Entbehrungen. Im Frühjahr 1945 wurde Timmermans von französischen Truppen befreit. [2]
Prof. Dr. P.A.F. Timmermans erhielt 1950 das Verdienstkreuz, [7] und wurde am 17. Februar 1951 mit dem Bronzenen Löwen ausgezeichnet. [8]
Auch Loe de Jong widmet dem Werk von Pierre Timmermans eine Seite. [9]
Père Tim und Pfarrer Vullinghs waren die beiden Priester-Musikologen des Limburger Widerstands. Sie verbanden ihre Liebe zu den Menschen mit der zur Musik.



Nancy 1942 [5]

Fußnoten

1. Congregatio Sancti Spiritus, Wikipedia • Nederlands • Deutsch • English • Français • Español
2. Dr. F. Cammaert, Het Verborgen Front – Geschiedenis van de georganiseerde illegaliteit in de provincie Limburg tijdens de Tweede Wereldoorlog. Doctorale scriptie 1994, Groningen
   Hoofdst. 4, Hulpverlening aan geallieerde piloten en hun bemanningsleden, p.248-252
3. Wikipedia
   1. Action française • Nederlands • Deutsch • English • Français • Português
   2. Dutch-Paris, Documentensmokkel • Nederlands
4. Inauguration du grand-seminaire de l’Asnée
5. Musica et Memoria Quelques maîtres de chapelle et compositeurs nancéiens du XXe siècle
6. OpenStreetMap Nancy ⇒ Belfort
7. Père Timmermans, Wikipedia Nederlands
8. Bronzen Leeuw Prof. dr. P.A.F. Timmermans
9. meertens.knaw.nl, Loe de Jong digitaal Pilotenhulp p.795